Primäre Infektionen in der Schwangerschaft
Schwangere können sich erstmalig während der Schwangerschaft mit Cytomegalie, Ringelröteln und/oder Toxoplasmose infizieren. Die Infektionen verlauen meist harmlos und unbemerkt oder mit grippenähnlichen Symptomen. In der Schwangerschaft besteht jedoch die Gefahr, dass die Erreger auf das ungeborene Kind übertragen werden. In diesem Fall ist die Gesundheit und das Leben des Ungeborenen gefährdet. Daher möchten wir Sie im Folgenden über diese folgenschweren Infektionskrankheiten, ihre Erreger, Ansteckung, möglichen Schäden auf den Fetus und Präventionsmaßnahmen informieren.
Cytomegalie-Infektion
Der Erreger der Cytomegalie ist das Cytomegalie-Virus, welches über Schleimhäute und Körperflüssigkeiten übertragen, z.B. durch Speichel, Tränen, Urin, beim Sex und durch Blut. Die Symptome einer Cytomegalie-Infektion sind Fieber, Glieder-, Hals- und Kopfschmerzen und Lymphknotenanschwellungen, ähnlich wie bei einem grippalen Infekt. Wird eine Frau in der Schwangerschaft primär mit dem Cytomegalie-Virus infiziert, kann der Fetus in 30 - 40% über den Mutterkuchen ebenfalls infiziert werden. Geschieht dies in der frühen Schwangerschaft, ist eine Fehlgeburt erhöht. Erfolgt die fetale Infektion während der späteren Schwangerschaft, entwickeln 10-15% ein Cytomegalie-Syndrom mit schwerer gesundheitlicher Schädigung. Das Cytomegalie-Syndrom manifestiert sich in Wachstumsverringerung, Einblutungen in die Haut, Lungenentzündung, Gelbsucht, Vergrößerung der Leber und Milz, Schädigung des Gehirns (z.B. Hydrocephalus), Schwerhörigkeit oder Taubheit und sogar Totgeburt.
Liegt keine Immunität vor, sollten Sie als Schwangere zur Vorsorge gegen eine Erstinfektion den Kontakt mit Cytomegalie-Virus-infizierten Kindern meiden. Ist dies nicht möglich, weil Sie diese betreuen, dann befolgen Sie folgende Verhaltensregeln. Reinigen Sie die Gegenstände und Oberflächen, die mit Urin und Speichel von Kleinkindern in Kontakt kamen. Waschen Sie gründlich die Händen (für 15 bis 20 Sekunden) mit warmem Wasser und Seife, z.B. nach Windelwechsel, Füttern oder Kontakt mit Speichel. Vermeiden Sie gemeinsame Benutzung von Tassen, Löffeln, Handtüchern und anderen Gegenständen. Küssen Sie Säuglinge und Kleinkinder möglichst nicht auf Mund und Wangen.
Ringelröteln
Der Erreger der Ringelröteln ist das Parvovirus B19. Charakteristisch für dieses Virus ist der Befall von Zellen, welche die roten Blutkörperchen bilden. Das Parvovirus B19 wird über Tröpfcheninfektion (z.B. durch Speichel, Urin etc.) Hand-zu-Mund-Kontakt und über Blutprodukte verbreitet. Charakteristisch für die Ringelröteln ist eine juckende, girlandenförmige Rötung der Wangen, die sich auf den gesamten Körper ausbreitet. Begleitet wird die Infektion von grippalen Symptomen, Lymphknotenschwellungen und Gelenkschmerzen.
Bei einer Erstinfektion während der Schwangerschaft besteht das Risiko einer diaplazentare Übertragung auf das Ungeborene etwa ein Drittel - unabhängig vom Alter der Schwangerschaft. Beim Fetus werden vor allem die blutbildenden Zellen in der Leber und im Knochenmark befallen. Die Folge des Virenbefalls können eine schwere fetale Anämie (=rapider Abfall der roten Blutkörperchen), ein Hydrops fetalis (=Wasseransammlung im kindlichen Gewebe), fetale Aszites (=massive Wasseransammlungen im Bauchraum), kardiale Dekompensation (=massiver Leistungsabfall des fetalen Herzens) sowie der Fruchttod sein.
Schwangere, die keine Antikörper dagegen aufweisen, sollten versuchen, ihr Infektionsrisiko (meist übertragen durch Kinder z.B. an Krippen, Kindergärten und Schulen) möglichst niedrig zu halten. Vorsicht bei Gegenständen, die mit Speichel infizierter Kinder kontaminiert sind! Daher sollten Sie immer gleich nach Kontakt mit möglichen Infektionsquellen die Hände gründlich (für 15 bis 20 Sekunden) waschen.
Da die Cytomegalie und Ringelröteln bei Kindern im Vorschulalter auftreten, bieten wir den schwangeren Tagesmuttern und Kindererzieherinnen etc., welche noch keine Immunität gegen Cytomegalie und Ringelröteln haben, bieten wir zum Schutz vor einer evtl. Ansteckung das absolute Beschäftigungsverbot als ärztliche Bescheinigung an.
Toxoplasmose
Der Erreger der Toxoplasmose ist ein einzelliger Parasit namens Toxoplasma gondii, der weltweit verbreitet ist und zahlreiche Wirbeltiere wie auch den Mensch befällt. Toxoplasmen können u.a. bei Schweinen, Ziegen, Schafen, Geflügel und Rindern nachgewiesen werden. Als Endwirt gelten die Haus- und Raubkatzen, Hunde wo der Parasit seine geschlechtsreifen Formen erreicht. Im Darm der Katzen durchläuft der Toxoplasmose-Erreger verschiedene Entwicklungsstadien. Als Endprodukt entstehen Oozysten (Toxoplasmose-Eier), welche mit dem Kot ausgeschieden werden. Die Ansteckung erfolgt meistens durch Kontakt mit Katzen (Katzenkot) oder durch Nahrungsmittel, vor allem durch den Genuss von ungenügend erhitztem oder rohem Fleisch und ungewaschenem Obst, Gemüse und Salat. Nach der Erstinfektion besteht ein dauerhafter körpereigener Schutz (=Immunität) gegen eine weitere Toxoplasmose-Erkrankung.
Erkrankt die Schwangere an Toxoplasmose, so kann der Erreger über den Mutterkuchen ebenfalls den Fetus infizieren. Toxoplasmen können Fehlbildungen des frühkindlichen Nervensystems, eine Gehirnentzündung mit Wasserkopf (Hydrozephalus), Verkalkungen im Gehirn, Augenentzündung mit bis zur Erblindung, eine Vergrößerung von Leber und Milz, Gelbsucht, Herzmuskelentzündung, Lungenentzündung und geistige und körperliche Behinderungen verursachen.
Eine wirksame Toxoplasmose-Prävention besteht darin, Kontakt mit dem Erreger zu meiden. So sollte jede Schwangere auf den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch, Frischmilch, unerhitzten Frischmilchprodukten und ungewaschenem Obst und Gemüse verzichten. Das Reinigen des Katzenklos sollte entweder mit Handschuhen oder am besten von anderen Personen erledigt werden. Nach dem Streicheln der Katzen sind die Hände gut zu waschen.
Wir empfehlen Ihnen, sich zuerst auf das Vorhandensein der IgG-Antikörper der jeweiligen Infektionen testen zu lassen. Ein schwacher bis mittlerer IgG-Titer spricht für eine latente (=bereits abgeklungene) Infektion. Das heißt, Sie sind immun. Wird ein besonders hoher IgG-Titer ermittelt, besteht der Verdacht einer akuten (Primär)-Infektion. Das Labor wird in diesem Fall automatisch Ihr Blutserum weiter auf (IgM-Antikörper, Avidität ect.) analysieren.
Haben Sie ein erhöhtes Infektionsgefahr gegenüber Toxoplasmose aufgrund eines Kontaktes zu Katzen und Hunden etc. empfehlen wir Ihnen, sich sowohl auf IgM als auch auf IgG testen zu lassen, um eine frische Erstinfektion so früh wie möglich zu erfassen.
Hier können Sie die Aufkärung zu den Infektionen runterladen und zum Termin unterschrieben mitbringen.