Im Unterschied zu den invasiven Techniken wie Chorionzottenbiopsie oder Amniocentese bergen die nicht-invasive Methoden wie der NIPT und das
Ersttrimester-Screening keine Gefahr einer Blasensprung, Fehlgeburt bzw. Frühgeburt oder von Nebeneingriffen. Aus diesem Grund stellt die Technik der nicht-invasiven pränatalen Testung ein
"eingeschränkt alternatives" oder zusätzliches Verfahren zum Ausschluss von der freien Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13 dar.
Wann ist der NIPT sinnvoll?
Der NIPT ist keine Rountineuntersuchung und daher sinnvoll für die Schwangeren mit einer vorangegangenen Schwangerschaft mit Trisomie 21, Trisomie 18 oder Trisomie 13 oder einem auffälligen Vorbefund wie einem auffälligen Ersttrimester-Screening/einer verdickten Nackentransparenz/auffälliger Serumbiochemie auf freies beta-hCH und PAPP-A, einem auffälligen Triple-Test und einem auffälligen Ultraschallbefund (fehlendes Nasenbein, Plexuszysten, white spot, Lippenspalte, beiseitige Nierenbeckenstauung, verkürzter Röhrenknochen, verkürzter Oberarmknochen, erweiterte Seitenventrikel, Wachstumsstörung etc.) mit einem Hinweis auf das Vorliegen einer Trisomie 21, Trisomie 18 oder Trisomie 13.
Das alleinige Altersrisiko (= mütterliches Alter ab 35) bei einem unauffälligem Fetus reicht als medizinische Indikation zur Durchführung eines NIPT als
Kassenleistung nicht aus. Hier kann der NIPT auf Wunsch als iGeL/Selbstzahlerleistung erfolgen (s. Kosten der
NIPT).
In welcher Schwangerschaftswoche wird der NIPT durchgeführt?
Die Durchführung des NIPT ist sinnvoll ab 12+0 SSW nach der frühen Feindiagnostik
(Ultraschalluntersuchung) zum Ausschluß von schweren Fehlbildungen des Fetus. In sehr frühen SSW zirkulieren zu wenig zellfreie plazentare DNA-Fragmente im mütterlichen Blut, sodass es oft zu
keinem Ergebnis kommt, insbesondere bei sehr hohem BMI.
Wie funktioniert der NIPT?
Das Prinzip der nicht-invasiven pränatalen Tests besteht darin, die zellfreie (englisch cell free = cf)DNA im mütterlichen Blutplasma molekulargenetisch zu analysieren. Dabei werden diese DNA-Fragmente mit Hilfe eines Programms auszuzählt, dem jeweiligen Chromosom zuzuordnet und auf die Anzahl des jeweiligen Chromosoms (Monosomie/Disomie/Trisomie) auszuwertet. Das Ergebnis ist ein Risikowert, welcher das genetische Erkrankungsrisiko für Monosomie/Disomie/Trisomie der Plazenta wieder gibt. Aufgrund des gemeinsamen Ursprung aus der Zygote sind die Plazenta und der Fetus in der Regel in 98-99% der Fällen genetisch identisch. Deshalb wird indirekt aus diesem Risikowert eine Aussage über den genetischen Zustand des Fetus getroffen.
Unter den zellfreien (cf)DNA-Bruchstücken verschiedener Längen befinden sich im 1. Trimester ca. 4-10% bzw. ab dem 2. Trimester ca. 20% zellfreie trophoblastidäre bzw. plazentare (= zellfreie fetale oder cff)DNA-Fragmente. Sie entstammt der Plazenta (=Mutterkuchen). Die Plazenta entwickelt sich parallel zum Fetus (= ungeborenen Kind) als extra-fetales Nährorgan. Aufgrund des gemeinsamen Ursprungs aus der Zygote ist sie in der Regel in 98-99% der Fälle genetisch identisch mit dem Fetus. In 1-2% der Fälle liegt eine feto-plazentare Diskrepanz vor, das heißt, der Fetus und seine Plazenta sind genetisch ungleich. Es liegt somit ein Mosaik vor. Dieses Mosaik kann nur die Plazenta (= plazentares Mosaik) oder nur den Fetus (= fetales Mosaik) oder beide betreffen.
Beim plazentaren Mosaik ist die Plazenta erkrankt, wodurch die Versorgung des Fetus beeinträchtigt ist. Die Folge ist eine fetale Wachstumsretardierung, welche eine engmaschige Schwangerschaftsbetreuung erfordert. Diese erfolgt in Form einer regelmäßigen fetalen Wachstumskontrolle (=Wachstumsschall) mit einer utero-plazentaren und materno-fetalen Blutdurchflussmessung sowie der CTG etc.
Erkennungsrate der NIPT
Die NIPT erkennen mit einer Detektionsrate von 99% die freie Trisomie 21 und mit einer Erkennungsrate von mehr als 90% die Trisomie 18, die Trisomie
13 und die Monosomie X (= Turner-Syndrom). Zu 75% wird das DiGeorge-Syndrom erkannt. Die Fehlverteilung von Gomosomen (= Geschlechtschromosomen) bei Klinefelter-, Jacob- und Triple-X-Syndrom
liegt bei > 99%. Die Erkennungsrate von Duplikationen und Deletionen gleich/über 7Mb beträgt ebenfalls > 99%. Die Detektionsrate von Mikrodeletionen unter 7 Mb liegt bei 83 %.
Dabei beträgt die falsch-positive Rate 0,1% das heißt in 1 von 1000 Fällen wird eine oben genannte chromosomale Erkrankung festgestellt, obwohl diese nicht vorliegt.
Die falsch-negative Rate liegt bei 0,01%, das heißt in 1 von 10000 Fälle wird eine der oben genannten Chromosomenanomalien
übersehen.
Grenzen der NIPT
Alle NIPT erkennen keine Organfehlbildung. Somit können die NIPT weder einen Herzfehler noch eine Spaltbildung der Bauchwand oder einen offenen Rücken (Spina
bifida) erkennen, daher ist die nicht-invasive Pränatldiagnostik (NIPD) in Kombination mit der frühen Feindiagnostik bzw. der Feindiagnostik durchzuführen. Die NIPT stellen keinen
Ersatz für eine Ultraschalluntersuchung, sondern eine Ergänzung dar!
Die Chromosomenmosaike und Chromosomentranslokation werden eingeschränkt erkannt. Zu wenig zellfreie fetale DNA-Fragmente (cffDNA-Gehalt < 4 %) bei hohem maternalem BMI kann zu keinem Ergebnis führen. Eine verschwiegene Eizellspende und vanishing twin (ein von beiden Zwilling (ab)gestorben) können zu eingeschränkten Aussagen führen.
Die Anwendung von niedrigmolekularem Heparin erniedrigt durch seine Interkalation mit AT-reiche cffDNA-Fragmente kann zu falsch negative
Risikokalkulationen/Ergebnis führen.
Auch wenn bei der NIPT-Variante Praena-Genom Analysen und Aussagen zu allen 24 Chromosomen (Chromosom 1-22, X- und Y-Chromosom) bei
einer Einlingsschwangerschaft getroffen werden können, bleibt das Ergebnis eine Wahrscheinlichkeitsberechnung! Der PraenaGenom kann nicht alle genetischen Erkrankungen/Syndrome erkennen
bzw. ausschließen, insbesondere beim niedrigen cffDNA-Gehalt und ersetzt somit nicht die Amniocentese. Der NIPT PraenaGenom kann nicht bei Zwillingsschwangerschaften angewandt werden. Beim
PraenaGenom werden keine Aussagen zur Troploidie und zu anderen Ploidien getroffen.
Kosten der NIPT
Der NIPT kann als Eingangstest ohne medizinische Indikation als IGeL/Selbstzahlerleistung zum Ausschluß von freier Trisomie 13, Trisomie 18 und Trisomie 21 durchgefürht werden. Der Preis für die Durchführung des NIPT beginnt ab 169 EUR für
Trisomie 13, Trisomie 18 und Trisomie 21. Zusätzlich zum NIPT-Kosten kommen noch die Kosten für die ärztliche Beratung und
Blutabnahme.
Die Durchführung eines NIPT auf Trisomie 21, Trisomie 18 und Trisomie 13 ist ab 01.07.2022 eine Kassenleistung bei einer belasteten Anamnese/einem
auffälligen Vorbefund. Optional können die Analyse vom Geschlecht und von anderen genetischen Syndromen (Aneuploidie der Geschlechtschromosomen, oder "(gesamtes)" Genom wie bei PraenaGenom für
460 EUR) zusätzlich als IGeL/Selbstzahlerleistung durchgeführt werden.
Auffällige NIPT-Risikokalkulation erfordert eine Fruchtwasserpunktion zur Bestätigung
Wird eine Trisomie 21, Trisomie 18 oder Trisomie 13 oder das Turner-Syndrom oder das DiGeorge-Syndrom etc. kalkuliert, muss eine Fruchtwasserpunktion und eine genetischen/biochemischen Fruchtwasseruntersuchung zur Bestätigung durchgeführt werden.
Konsequenz und Tragweite einer auffälligen Fruchtwasseruntersuchung
Aufgrund der Diagnosestellung durch die Fruchtwasseruntersuchung für eine (schwere) geistige und körperliche Behinderung bei der Trisomie 21, Trisomie 18, Trisomie 13, welche mit einer schweren Erkrankung oder eventueller Nichtlebensfähigkeit verbunden sind, können bei der Schwangeren Verunsicherung sowie ethische und psychosoziale Konflikte entstehen, denn die Schwangere muss sich zwischen dem Austragen und der medizinisch begründeten vorzeitigen Schwangerschaftsbeendigung eventuell mit einem Fetozid straffrei nach §218a StGB entscheiden. Unter dem Fetozid versteht man die Tötung des Ungeborenen im Mutterleib um eine Lebendgeburt zu verhindern bzw. um eine Totgeburt sicherzustellen.
Hier können Sie die Aufklärung zum NIPT runterladen. Bringen Sie diese ausgefüllt und unterschrieben zu der Untersuchung mit.